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Portrait
Der Coiffeur für Tauben
Toni Kohler aus Neuenkirch LU widmet sein Leben den Komornern Tümmlern. Das Interesse für diese Taube führt ihn oft ins Ausland. Und er ist sogar erster vorsitzender des deutschen Sondervereins für diese Rasse.
Die Kleintierzucht ist völkerverbindend und kennt keine Grenzen. Das trifft ganz besonders auf Toni Kohler aus dem luzernischen Neuenkirch zu. Der 75-jährige widmet sich lebenslang der ungarischen Rasse der Komorner Tümmler, reist regelmässig wegen seinen Tauben ins Ausland. Er ist neu sogar erster Vorsitzender des deutschen Sondervereins Komorner-Tümmler-Züchter. Der Mann im kariertem Hemd, mit Dächlikappe, Brille und gewieftem Blick steht in seinem grossen Taubenhaus, zeigt durch die Scheibe eines der drei Abteile und sagt: Diese hier kommt aus Banja Luka. Kohler hat in dieser Stadt im Norden Bosnien-Herzegowinas einen befreundeten Züchter besucht. Er erzählt: Die Voliere reichte bis über das Dach. Darauf sass die Taube, die ich haben wollte - und schliesslich auch mit in die Schweiz nehmen konnte.
Diese ungarische Rasse sei sehr populär im ehemaligen Jugoslawien. Er sei stets gut zurechtgekommen auch dank Serben, Bosniern oder Kroaten, die in Deutschland wohnten, mitreisten und übersetzten. Es sind freigebige Leute, sehr gastfreundlich und lieb.
Während Jahrzehnten baute sich Kohler ein enormes Kontaktnetz rund um den Komorner Tümmler auf. Er züchtet nun seit 52 Jahren Tauben, bezeichnet sich aber als Spätzünder. Ich begann erst im Alter von 23 Jahren. Ich habe als Kind sonntags beim Grossvater in Bremgarten AG Tauben gesehen. Das faszinierte mich. Es dauerte bis ins Erwachsenenalter, bis er sich diesen Vögeln zuwandte. Kohler wuchs als Sohn eines Metzgers in Neuenkirch auf. Er folgte den Fussstapfen seines Vaters, erlernte den Metzgerberuf im elterlichen Geschäft und führte es weiter. Schliesslich konzentrierte er sich aber auf den Viehhandel.
Pflege der Federhauben
Ich hatte einfach plötzlich das Bedürfnis, Tauben zu halten, erinnert sich der gesellige Taubenfreund an seine jungen Jahre. Zuerst seien es Schönheitsbrieftauben gewesen, die frei ums Haus flogen. Sie frassen die Geranien ab, ganz zum Leidwesen meiner Mutter, erinnert sich Kohler. Darum habe er dann auf Rassetauben umgestellt, die er in Volieren halten konnte. Nach Besuchen bei verschiedenen Züchtern wurde er an jemanden verwiesen, der aufgeben wollte. Er hatte Komorner Tümmler, sie haben mich sofort in den bann gezogen. Ich wusste, das wird meine Taube! Zuerst züchtete er sie in einem Schlag oberhalb des Schlachthauses. Später konnte er zusammen mit seiner Frau Hanni am Hang ob Neuenkirch ein Haus bauen und hat im Garten ein Taubenhaus mit zwei grossen Aussenvolieren errichtet. Heute wohnt dort eine seiner beiden Töchter, er und seine Frau haben unterhalb in einem Block eine Wohnung bezogen, der Sohn wohnt ebenfalls im Kanton Luzern.
Klar, dass sich Toni Kohler noch täglich um seine Komorner Tümmler kümmert. Ich hätte das Haus nicht verlassen, wenn ich meine Tauben nicht hätte behalten können. Seine Anlage ist perfekt und darum auch zertifiziert. Die Aussenflüge sind lang und gross. Über das Volieren-Dach hat er ein Hagelnetz gespannt. Das lässt nur 30 Prozent Sonnenlicht durch, damit die gelbe Gefiederfarbe nicht ausbleicht. Kohler züchtet die Rasse in Gelb und Rot geelstert. Die Komorner Tümmler mögen Sonne. Zuerst habe er die Volieren direkt aus Haus gebaut, doch dort sei es zu schattig gewesen. Darum errichtete er das praktische Haus, das durch spezielle Öffnungen konstant gut durchlüftet wird.
Mit den Komorner Tümmlern hat er sich eine komplizierte Rasse ausgesucht. Die üppige Muschelhaube mit Rosetten zu beiden Seiten pflegt er auf seine Weise. In einem mit Schaumstoff fixiert er den Vogel, nimmt ein Scherchen und schneidet die Stützfedern der Aube entsprechend zurecht. Damit sie schön stehen. betont der Tauben-Coiffeur. Zudem benötigt er zur Aufzucht der Jungen Ammen. Es ei essentiell, dass die Paare gleichzeitig legen würden.
Grosser Wunsch: Nationale
Als Nisthilfen verwendet er Weidenkörbe. Die Tauben würden nur ein bis zwei Tage Differenz tolerieren. Die Komorner mit ihren kurzen Schnäbeln ziehen dann die Jungen der Ammentauben auf, die Ammentauben mit den langen Schnäbeln die kurzschnäbligen Komorner Tümmler. Kohler ist ein Meister der Synchronisation, denn er hat zwölf Paare Komorner und ebenfalls so viele Paare Ammen.
Als Tübeler muss man angefressen sein sagt Kohler. Ich machte zuerst im OV Sempach mit, doch für uns Tübeler was das zu wenig erinnerte er sich. Sie gründeten darum 1968 den Taubenzüchterverein Neuenkirch. Haute machen 26 eingefleischte Taubenzüchter mit. Kohler verrät seinen Traum: Mein Wunsch ist, dass der TZV Neuenkirch die Nationale 2022 ausrichten kann. Das wäre nichts Neues für die Taubenzüchter des TZV Neuenkirch. Schon 1991 organisierten sie die Nationale in Sempach mit 3800 Tauben, 2015 dann nochmals in Neuenkirch. Kohler war für die Restauration zuständig.
An Ausstellungen ist er mit seinen Komornern schon lange erfolgreich. Alleine 2019 hat er neun Bänder geholt. Er war auch schon deutscher Champion, das heisst, dass ein seiner Komorner unter 25'000 Tauben bei den ersten zwölf war. Er verwöhnt seine Tiere entsprechend. Ich arbeite nur mit Naturprodukten, sagt er. Er reicht beispielweise über die Körner die Müller-Suppe, ein Gemisch aus Zwiebeln, Randen, Sellerie, Knoblauch und Obstessig. Wärmeplatten halten im Winter das Wasser eisfrei. Das Ehrenmitglied von Kleintiere Schweiz, Rassetauben Schweiz und des Tümmler-Klubs und der Träger der silbernen und goldenen Ehrennadel des Verbandes Deutscher Rassetauben ist wahrlich der König der Komorner-Züchter.
Auszug aus "Der Kleintierzüchter" Text Lars Lepperhoff
Prächtige Komorner Tümmler-Made in Switzerland
Mit Komorner Tümmlern verbindet man gedanklich wohl zu aller erst das trockene Klima Ungarns und das feurige Temperament der dortigen Menschen - die ungezwungene Lebensfreude! Im krassen Gegensatz dazu stehen unsere Vorstellungen von der Schweiz, die wir doch zumeist mit Wintersport und einer gewissen Traditionspflege verbinden.
Da sich beides ideal verbinden lässt und ganz und gar nicht ausschliesst, sondern geradezu richtungsweisend für die ganze Rasse ist, demonstriert Toni Kohler aus dem luzernischen Neuenkirch jedes Jahr aufs Neue. Wer die Ausstellungslandschaft etwas genauer unter die Lupe nimmt, dem fällt das sofort auf. Achtmal Europameister, zweimal Deutscher Meister, 15 VDT- und Siegerbänder, 22 Komorner-Bänder, fast 40 Bänder von Schweizer Taubenschauen, den Paul Schönenberger - Preis der Schweiz für die beste Gesamtleistung, den Schweizer Champion der Tümmler usw. Mit Sicherheit eine fantastische und einmalige Leistung. Daraus kann man schlussfolgern, dass sie eine Einheit geworden sind, die für die Komorner Tümmler zu einer echten Erfolgsgeschichte wurde. Ein Besuch bei Toni Kohler dem 2. Vorsitzenden des Deutschen Sondervereins, lohnt sich also bestimmt, dachte ich mir. Wie recht ich damit behalten sollte, davon können sich die Leser gerne ein Bild machen. Auf Grund der riesigen Erfolge mit den Komorner Tümmlern ging ich davon aus, dass Toni Kohler einen grossen Bestand und demnach eine dazu passende Zuchtanlage besitzt. Doch weit gefehlt: Toni züchtet mit lediglich 12 Zuchtpaaren in Farbenschlägen Rot- und Gelbgeelstert. Dazu kommen 12 Ammenzuchtpaare. Also alles sehr übersichtlich und überschaubar. Umso mehr stieg meine Bewunderung, aus so einer Bestandsgrösse jährlich die Spitzenposition nicht nur zu verteidigen und zu halten, sondern die rassische Vollkommenheit noch weiter zu steigern. Damit beweist Toni Kohler eindrucksvoll, dass er das gewisse Händchen hat, das man als Züchter braucht. Das ist umso höher einzuschätzen, da jährlich viele Tiere, darunter auch absolute Spitzentiere der Ausstellungssaison abgegeben werden, und zwar zu sehr vernünftigen Preisen. Diese Vorgehensweise ist leider nicht die Regel.
Toni Kohler hat wie sein Vater das Metzgerhandwerk gelernt. Damals wurde beim Mittagstisch viel von Tauben gesprochen und das, obwohl sein Vater kein Taubenzüchter war. Auch Taubenausstellungen wurden von ihm nicht besucht. Vielmehr waren es die Besuche beim Züchter, der Fleisch der Metzgerei bekam. Dort faszinierten den jungen Toni die Tauben, wie sie voller Elan umherflogen und das Temperament überschäumend präsentierten.
Diese Eindrücke waren wohl so nachhaltig und intensiv, dass er sich schliesslich dazu entschloss, den Dachgiebel des elterlichen Schlachthauses zum Taubenschlag umzubauen. Elsterpuzler, Deutsche Schautauben und Komorner Tümmler waren die ersten Tauben, die der 23-jährige Toni im Jahr 1968 hielt. Schon damals zeichnete sich die besondere Liebe zu den Komornern ab, denn die anderen Rassen waren nur ganz kurz bei ihm zu Hause. Das heisst, dass die Komorner-Zucht nun schon seit 45 Jahren betrieben wird - also ein ganzes Züchter-Leben lang. die anderen Rassen waren nur ganz kurz bei ihm zu Hause. Das heisst, dass die Komorner-Zucht nun schon seit 45 Jahren betrieben wird - also ein ganzes Züchter-Leben lang.
Strenge Selektion führt zum Erfolg
Für Toni Kohler führt der Weg zum Erfolg über die Selektion und die Linienzucht. Neben den rassischen Feinheiten ist die Vitalität besonders wichtig, und zwar nicht nur auf dem Papier. Bei den Täubern bedeutet das, das sie eine deutliche Geschlechtsprägung zeigen müssen. Die Täuberinnen müssen schnell zur Eiablage schreiten, und über viele Jahre stabile und gesunde Eier legen. Die zwölf Zuchtpaare bringen in der Regel zirka 50 Jungtiere, was man als sehr guten Wert bezeichnen darf. Da für die eigene Bestandergänzung jedes Jahr nur sehr wenige Tiere benötigt werden, können die Selektionsmassstäbe schon ganz hoch angesetzt werden. Aufgrund der Qualitätsdichte bleiben also viele wertvolle Jungtiere, für Zuchtfreunde in der ganzen Welt. Komorner aus der Zucht von Toni Kohler findet man nämlich nicht nur in der Schweiz und in Deutschland, sondern auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, Slowenien, Bosnien, Kroatien, Rumänien, Österreich, Schweden und Italien.
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